Mexiko 2002 3.Teil

Guadalajara und Morelia

In Guadalajara traf ich mich am Busbahnhof mit einem Studienkollegen aus Nürnberg. Der hatte eine Bekannte hier und wollte ein halbes Jahr bleiben. Mit ihm fuhr ich ins Haus der Bekannten, wo wir für eine Nacht alle blieben. Danach suchte ich mir eine Bleibe im Zentrum der Stadt. Die Stadt ist nicht nur groß sondern auch wirklich mit einem schönen Stadtkern gesegnet. Eine riesige Fußgängerzone lädt zum bummeln. Es gibt tolle Museen und riesige Plätze mit netten Kaffees. Eine richtige Stadt zum wohlfühlen. Das tat ich denn auch. Auf dem Zocalo war eine Ausstellung vonArthus-Bertrand, der seine Serie "Die Welt von oben" auf 4x5m großen Fotos vorstellte. Diese Bilder zogen mich immer wieder in ihren Bann, so daß ich einen signifikanten Anteil meiner Zeit in Guadalajara dort verbrachte, meistens mit Locals die ich dort einfach anquatschte. Nach gut einer Woche wollte ich wieder weiter. Ich hatte Katie kennengelernt, und mit ihr, einer Sozialarbeiterin aus LA, fuhr ich nach Morelia. Die Stadt ist schön, kann aber nicht mit Guanojuato oder Zacatecas konkurieren. Wir beschlossen gleich nach dem Unabhängigkeitstag nach Mexiko Stadt (die Mexikaner nennen sie nur "d.f.") zu fahren. Von unserem Hotelzimmer aus konnten wir die Parade beobachten, die unter uns vorbeizog. Ideal um tolle Fotos zu schießen, denn auch Katie fotografiert gerne. Vor allem sehr gut. Ihre Bilder verkauft sie als Postkarten und finanziert so ihren Trip.

Mexiko-City

Diese Stadt ist fett, wild, verrückt und schön. All das was viele Städte in den USA versuchen und doch nicht so richtig erreichen. Das U-Bahn System hilft einfach durch die Stadt zu kommen. Die Luftverschmutzung ist lange nicht so schlimm wie ihr Ruf und auch die Kriminalität spielt sich eher in den Slums ab, die die Stadt wie ein breiter Gürtel umgeben. Wenn man ein bißchen streetwise ist, dann kann man sich relativ sicher fühlen. In L.A. habe ich mich nicht so sicher gefühlt. Mein Hostal ist direkt am Zocalo, dem zweitgrößten Platz der Erde. Dieser wird auf der einen Seite vom Präsidentenpalast begrenzt von einer zweiten Seite durch die sichtlich schief stehende Kathedrale. Da die Stadt von den Azteken auf einem See gegründet wurde und sie diesen einfach aufgefüllt haben, ist der Untergrund weich und viele Gebäude sinken ein. Das große Erdbeben 1985 hat ein übriges getan. Der Platz selbst wird von einer überdimensionalen Fahne Mexikos dominiert. Abends um 6 Uhr wird diese Fahne unter viel Gestampfe und Augen-gerade-aus-Getue eingeholt. Die Mexikaner stehen auf solche schon fast militärischen Events. Da stehen sie dann alle da, die Hand zum Gruß vor der Brust und singen ihre Nationalhymne. In diesen Momenten sind sie fürchterlich Nationalstolz. Der verschwindet jedoch sehr bald wieder. Im normalen Leben wollen die Mexikaner nichts mit ihrem Staat zu tun haben. Ein weiteres Indiz der mexikanischen Zerrissenheit die ihre Ursachen in der Vergangenheit findet. Ganz ähnlich Wirr ist ihr Verhältnis zu den Indianern. Einerseits werden diese verachtet, andererseits sind die Spanier die Banditen die in dieses Land einfielen, so gibt es keine echte Vergangenheit auf die sich die Mexikaner stolz berufen können. So sind sie ein Volk welches aus den von Banditen vergewaltigten Indianerfrauen hervorging. schalt dei bild ei du depp Es gibt unendlich viel zu entdecken in Mexiko df. Tolle Museen, Parks, Kunstmärkte und vieles mehr. Besonders der große Markt, der sich hinter der Kathedrale ausbreitet ist sehenswert. Zu kaufen gibt es alles was das Herz begehrt, und auch in (fast) allen Preislagen. Das Gedränge ist allerdings extrem, und manchmal schwankt dann die gesamte Menge hin und her. Man steht so dicht, daß man keinen Ausgleichsschritt machen kann, und so muß man dem Druck nachgeben und sich auf den Vordermann auflehnen. Den Mexikanern macht das nichts aus, und nach kurzer Zeit hatten sich die Panikattacken die ich zunächst hatte auch verflüchtigt, und ich habe einfach nur noch über diese Verrücktheit gelacht. In der näheren Umgebung machte ich noch eine Visite bei den Sonnenpyramiden, aber vor allem verbrachte ich die Zeit in der Stadt, die ich sofort gerne mochte. Da mir das Geld ausging mußte ich mich aber dann schon bald wieder auf den Rückweg machen, und so nahm ich mir nach einer Woche den Nachtbus nach Zacatecas.

Eine Woche krank

Im Nachtbus war mir übelst kalt. Am nächsten Tag bekam ich sehr starkes Fieber, das mich noch 3 Tage im Bett festhielt. Über mir schlief eine Japanerin, die abends mit den anderen Leuten aus dem Hostal in eine Disko ging. Ich wußte schon, daß es laut werden würde wenn die zurückkamen und so stopfte ich mir vorsichtshalber ein paar Ohrstöpsel in die Lauscher. Irgendwann nachts wachte ich dann auf. Der ganze Boden schien zu beben. Nun sind Erdeben in Mexiko nichts besonderes, aber ich dachte eher, daß ich ein wenig Fieber habe und einen wirren Traum durchmache. Irgendwann nahm ich die Stöpsel aus den Ohren und ich konnte dem schwanken noch ein rythmisches Quietschen zuordnen. In meiner Verschlafenheit dauerte es ein wenig bis ich geschnallt habe, daß das Doppelstockbett einfach nur gründlich durchgeschüttelt wurde und immer im Takt gegen die Wand stieß. Ohne Ohrstöpsel war dann mir dann auch klar, was die Japanerin dort oben gerade veranstaltet. Ich hab also die Ohrstöpsel wieder reingemacht und mich in den Schlaf wiegen lassen. Die Japanerin wußte bis dahin nicht daß ich krank war, und ihr war es sehr unangenehm daß ich unter (im doppelten Sinne) ihrem gepoppe ein wenig gelitten habe. Sie wollte das wieder gutmachen und so hatte ich für die folgenden 2 Tage eine Krankenpflegerin! Nach 3 Tagen konnte ich endlich das Bett wieder verlassen und erst mal emails gecheckt. Katie hatte mir geschrieben. Sie lag mit einer Salmonellen-Vergiftung flach. Ob ich auch krank sei, denn schließlich hatten wir immer zusammen gegessen. Naja, für Salmonellen war das glaub ich ein wenig harmlos, aber zumindest hatte ich nun eine Ursache für die 3 Tage Bett. Ich verbrachte noch ein paar Tage in Zacatecas, besuchte "alte Freundinnen" und erholte mich ein wenig. Inzwischen war es hier ziemlich kalt geworden und ich wußte, dort wo ich hin wollte soll es noch kälter sein. Aber es war inzwischen natürlich auch Anfang Dezember. Ich hatte noch 2,5 Wochen in Mexiko. Also sputete ich mich und nahm einen Bus nach Creel.

Creel und endlich ein wenig Natur

Als ich in Creel früh morgens ankam rutsche ich gleich mal auf einer Eisfläche aus. Soviel zur Temperatur. Creel ist eine kleines verschlafenes Nest das viel von einer alten Wild-West-Stadt hat. Es ist einer der wenigen Haltepunkte der Kupferschlucht-Eisenbahn und somit inzwischen reiner Touristen-Ort. Aber er liegt auch extrem schön. Der Ort ist von wunderbaren Tälern und Hügeln umgeben wo man wunderbar wandern und radfahren kann. Von hier aus kann man auch längere Wandertouren in die größte Schlucht Mexikos machen. Ich selbst hatte dazu wegen meiner Krankheit nicht mehr die Zeit dazu. Schade. Stattdessen machte ich 3 kleine Tagesausflüge. Es war wunderschön mal wieder die Beine richtig zu benutzen und sich in der Natur zu bewegen. Die Landschaft ist wunderschön und diese wenigen Tage machten mir erst klar wie wenig ich bisher von der Natur Mexikos mitbekommen habe. Vorwiegend habe ich sie an meinem Busfenster vorbeiziehen sehen. Als Naturliebhaber hat mir diese Zeit in der Natur wirklich gefehlt. Ich hatte meine Klettersachen dabei und wollte unbedingt noch an El Gigante. Das ist eine etwa 1000 Meter Felswand zum Klettern. In der Nähe soll es auch noch andere wunderbare kleine Klettergebiete geben. Die Temperaturen sind ideal dafür. Aber leider stellte sich heraus, daß ich, obwohl ich eigentlich sehr nah an diesem Gebiet bin, einen ganzen Tag benötige um dorthin zu fahren (und wieder einen zurück). Da mir nur noch etwa 1,5 Wochen bleiben, und ich unbedingt noch einmal eine Woche in Mexikali verbringen möchte, muß ich wohl darauf verzichten. Schade, aber shit happens. So mache ich mich auf den langen Weg zurück nach Mexikali, wo ich noch mal eine Woche bei meinen alten Freunden in Mexicali verbringe. Der Abschied von Enrique, Karla, Bubu, Miguel, Sonja, Paola und allen anderen fiel mir mal wieder schwer. Es ist klar, daß ich sie nicht so schnell wieder sehen werde.